Besuche der Mädchen zu Hause und Nachsorge-Besuche
Wie immer, wenn es nach Manila geht, muss ich um 4 Uhr morgens parat sein … auch wenn ich dann leider Gottes immer Verspätungen von ner halben Stunde in Kauf nehmen muss. Ich brauch dann nicht bis oben ins Zentrum zu fahren, sondern lasse mich vor Dunkin Donuts abholen, und beim Warten merke ich immer wieder, was um diese Uhrzeit schon los ist. Entweder sind die Leute dann noch immer oder schon wieder unterwegs. Großstädte schlafen halt nie. 10 Mädchen hatten ihre Besuche zu Hause anstehen (Manila und Umgebung) und 2 sind in die Reintegration entlassen worden (eine nach 2, eine nach 4 Jahren). Die Besuche sind nicht immer bei den biologischen Eltern, sondern bei den Familienangehörigen, wo eine Reintegration möglich sein könnte. In manchen Fällen lebt der Misshandler ja immer noch zu Hause oder in der Nachbarschaft. Also, 12 Mädchen, drei Sozialarbeiterin, ich und ein unerfahrener (neuer) Fahrer saßen eingepfercht in einem Minibus, der für 9 Personen ausgestattet war, zusätzlich das Mittagessen und Gepäck der Mädchen. Auf der Rückfahrt waren wir immerhin ein Mädchen weniger, weil wir ein Nachsorgemädchen mit nach PREDA genommen haben, weil dort in der Nähe ihre Mutter lebt, die sich um das Kind des Mädchen kümmert, und sie ihr Kind schon länger nicht mehr gesehen hat. Erwähnte ich, dass die PREDA Fahrzeuge keine Aircondition haben? Also, man stelle sich vor, dass man eben mit 16 Menschen den ganzen Tag im Hochsommer, mit über 70% Luftfeuchtigkeit durch den Smog einer Großstadt fährt. Die Mädchen haben die meiste Zeit geschlafen, weil die Hitze ja auch so müde macht.
Die Besuche sind immer nur ganz kurz, höchstens 45 Minuten. Die Sozialarbeiterin spricht dann mit denen, die gerade da sind, und erkundigt sich, was so alles passiert ist zwischen zeitlich, wie es der Familie geht usw. Ein Mädchen hat ihre Mutter nach 8 Jahren zum ersten Mal wieder gesehen, denn sie hat das Kind damals vor dem Bürgerhaus abgegeben (also einfach dort gelassen und ist gegangen). Sie lebt jetzt mit einer Frau zusammen. Bis wir erst einmal das Haus gefunden haben … Wir haben einfach immer wieder nach dem Namen in den Dörfern gefragt, das Mädchen selbst den Menschen gezeigt und gefragt, ob sie sie vielleicht kennen. Glücklicherweise wusste eine Frau Bescheid, die wir dann einfach mit im Bus genommen haben, um zum Haus zu kommen. Mal sehen, ob es in diesem Fall zu einer Reintegration kommen wird, denn das Mädchen ist jetzt 16 Jahre und fast mit der High-School fertig, und sie weiß selbst, dass sie nicht für immer in PREDA bleiben kann, zumal sie auch kein Missbrauchsopfer ist.
Ganz schlimm war, dass die Sozialarbeiterinnen zum ersten Mal diese Mädchen Konstellation nach Manila begleitet haben und selbst nicht wussten, wo die Familien leben. Das heißt, wir mussten uns auf die Mädels selbst verlassen, die jedoch selbst nicht so genau wussten, wohin es gehen sollte. Hinzu kommt der Fahrer, der zum ersten Mal für PREDA gefahren ist, sich nicht in Manila auskannte. Letzten Endes haben wir 6 Familien besucht und 2 Nachsorgebesuche gemacht. Ich bin dann immer mit raus und hab die Familien mit besucht – schon allein, um zwischen durch mal ein wenig wehenden Smog abzubekommen. Ein Mädchen sagte mir im Vorfeld, dass sie sich schämt, wenn ich sehe, wie sie leben. Ich habe ihr erklärt, dass mir das nix ausmacht, denn schließlich habe ich auch Familienangehörige die in ganz einfachen, armen Verhältnissen leben. So war es dann auch.
Ein Reintegration Mädchen (17 Jahre) lebt jetzt bei ihrem älteren Bruder (Anfang 30). Die Reintegration wird immer gut vorbereitet und die Angehörigen müssen regelmäßig nach PREDA kommen. Sie war zwischen zeitlich auch auf Besuch in PREDA, und es geht ihr sehr gut. Sie hat ein Stipendium von PREDA und studiert Psychologie im ersten Semester. Sie hat mir manchmal, wenn sie Zeit hatte, bei meinen Aktivitäten geholfen und für mich übersetzt.
Am Abend sind wir dann mit allen in eine Mega Mall, um zu Essen bei Jollibee, und die Mädchen durften ein wenig einkaufen oder sich im Vergnügungsbereich (sowas wie ne Spielhalle für Kinder) aufhalten. Um Mitternacht waren wir dann auch wieder zurück in Olongapo.