Und Tschuess!
… haben sich vier der neuen Maedels Heute gedacht und sind weg gelaufen zusammen mit einem anderen, die schon Vorgestern versucht hat, waehrend der Schule weg zu laufen. Bei den neuen war es ja nur eine Frage der Zeit, denn sie haben mir staendig bei der Nachmittag Aktivitaet gefragt, ob ich sie denn nicht mit nach Manila nehmen kann, wenn ich wieder dort hin fahre, denn die kommen von da. Ich habe denen natuerlich erklaert, dass das nicht geht, denn sie sind ja in der Obhut von PREDA, was sie aber ueberhaupt nicht wollen. Sie vermissen ihre Eltern und die Familie so sehr, und als sie Gestern dann auch noch Besuch von ihren Sozialarbeiterinnen azs Manila hatten, die ihnen erklaert haben, dass sie zunaechst fuer etwas laenger hier bleiben, war natuerlich die Stimmung auf Null.
Als ich um 14 Uhr meine Nachmittagsveranstaltung starten wollte und zu denen ins Heim ging, das in der Regel verriegelt ist, waren alles Maedchen, die in Frage kamen, im Fernsehzimmer, ausser eben die grossen neuen Maedchen, die ich jedoch ca. 40 Min. vorher noch gesehen dort im Raum gesehen habe, weil ich mir ein Bild von der Anzahl machen wollte. Ich habe dann die Erzieherin gefragt, wo denn die Grossen seien, wurde sie was stutzig, denn in den letzten Wochen gab es ein paar Maedels, die einen Abgang gemacht haben, jedoch alle wieder zurueck sind. Die 5 sind haben die Hintertuer vom Schlafsaal aufgebrochen und sind hinten rum raus. Zwei Sozialarbeiterinnen haben dann alles mal abgesucht bis in die Stadt, weil dort der Busterminal ist Richtung Manila, jedoch erfolglos. Ich hoffe, dass es denen gut geht.
Wenn ein Maedchen weglaeuft, dann in der Regel zurueck zur Familie, insofern es sich mit dieser versteht. Die Eltern melden auch in den meisten Faelle, dass das Kind bei ihnen angekommen ist. Da die Sozialarbeiterinnen in Manila ebenso Bescheid von PREDA bekommen, schauen die auch dann vor Ort mal nach. Manche Eltern fahren ihre Kinder auch selbst zurueck ins Heim, oder eine Sozialarbeiterin von hier holt das Kind ab.
Es ist fuer uns schwer nachvollziehbar, warum viele Kinder zurueck zu ihren Familien wollen, die sie in die Prostitution verkauft haben. Aber das ist die Kultur hier: man sorgt und kuemmert sich hier um die Familie, auch wenn man noch Kind ist. Und wenn es Prostitution ist, dann auch gut, solange man der Familie damit helfen kann. Die Eltern leben dies auch staendig vor und sagen den Kindern, dass sie dazu beitragen muessen, dass was zu essen da ist und sie was zum Ueberleben haben. Deshalb ist es auch so schwer, den Maedchen klar zu machen, dass ihre Eltern sie vernachlaessigt haben und diese etwas Verbotenens getan haben, wenn sie Minderjaehrige fuer Sex verkaufen. Es ist fuer sie nicht verstaendlich, dass sie Schutzbefohlene sind und nicht sie, sondern ihre Eltern sich um das Wohl der Kinder kuemmern muessen. Aber das den armen Familien hier klar zu machen, ist nicht so einfach. Vier von den 5 Weggelaufenen haben bis vor Kurzem in Sexbars in Manila gearbeit. Sie sind zwischen 14 und 17 Jahre alt.
Deshalb ist Bestandteil der Reintegration in die Familie, dass alle eine Familientherapie machen und die Eltern und alle Geschwister Seminare besuchen. Oft mangelt es auch einfach an Aufklaerung und sowas wie Wertebildung. Wenn moeglich, sieht PREDA auch zu, dass die Eltern selbst eigenstaendig werden durch Arbeit. Je nach dem, wie die Familien kooperieren, ist eine Reintegration moeglich. Wir haben aber auch Maedchen aus der Prostitution, die im Zentrum sind bis sie eigenstaendig und unabhaengig sind, d.h., wenn sie ihre Schule / ihr Studium abgeschlossen und eine Arbeit haben. Wer moechte, bekommt von PREDA ein Stipendiat fuers College. Zur Zeit sind es vier aeltere Maedchen, die studieren.
Kinderprostitution
Eine Sozialarbeiterin von PREDA, die jetzt in Irland arbeitet, war ein ehemaliges PREDA Heimmaedchen. Missio in Aachen hat ihr Leben ein wenig dokumentiert, da sie die erste war, die einen deutschen Sextouristen erfolgreich vors Gericht gebracht hat. Es sind jaehrlich ca. 400.000 Deutsche, die ueberwiegend nach Thailand, Philippinen, Indien und Kambodscha reisen mit dem einen Ziel: schnellen, billigen Sex! D.h. alle diese Menschen (ueberwiegend maennlich) tragen zur Ausbeutung von hunderttausenden von Kindern bei und unterstuetzen aktiv den Menschen- vor allem Kinderhandel. Kinderprostitution wird hier mit bis zu 30 Jahren geahndet und Vergewaltigung eines Kindes unter 12 Jahren sogar mit der Todesstrafe. Vermehrt wird es fuer Sextouristen schwieriger, sich mit Minderjaehrigen einzulassen. Denn es gibt mittlerweile Gesetze und bilaterale Abkommen, die ermoeglichen, dass man aufgrund von Beobachtungen, Sextouristen anzeigen und ueberfuehren kann. Es ist verboten, als Erwachsener ein philippinisches minderjaehriges Kind mit aufs Hotelzimmer zu nehmen. Viele Hotels und Pensionen haben diese Hinweisschilder mittlerweile auch. Auf der anderen Seite berichtet jeder Taxifahrer in Cebu City, bereits einen auslaendischen Gast mit einem minderjaehrigen phil. Kind gefahren zu haben. Oder unter der Hand wird in manchen Hotels fuer die auslaendischen Gaeste trotz aller Gesetzgebung “etwas” moeglich gemacht. Es ist weiterhin einfach, Sex mit Minderjaehrigen zu haben, denn von zu vielen, die es verhindern koennten, wird es gebilligt und das geht bis in die hohen Aemter einer Stadt, denn schliesslich ist es eine Form von Tourismus und das belebt bekanntlich die Konjunktur.
Die Nachfrage ist also weiterhin sehr gross vor allem hinsichtlich der Kinderprostitution. Gewiss traegt die wirtschaftliche Lage der Familien hier dazu bei, dass sich Kinder prostituieren muessen oder geschickt werden. Es geht ums Ueberleben, nicht darum, sich ein wenig was dazu zu verdienen, sondern einfach nur ums Ueberleben. Nach Zeitungsberichten gibt es sogar Kinder, die sich fuer sauberes Wasser prostituieren.
Wer sich ein wenig mehr ueber das Thema informieren moechte, dem empfehle ich vor allem die PREDA Homepage und die Aktion Schutzengel von MISSIO Aachen.