Wasch- und Singtag mit den Girls
Nachdem ich ja bereits mit den Jungen Waschen war, konnte ich es kaum erwarten, mal mit den Mädchen so einen Tag zu verbringen. Und es war (natürlich) komplett anders! Alle größeren Mädchen ab 11 bis 15 Jahren waschen jeden Samstag am gleichen Fluss wie die Jungs jedoch an einer anderen Stelle. Die ganz großen Mädchen ab 17 sieht man nicht so oft im Zentrum, ich hab noch nicht heraus gefunden, wo die die ganze Zeit sind und was für ein Programm die ahben. Wir waren so etwa 25 und 2 Erzieherinnen auf dem Weg im PREDA eigenen Bus unterwegs und irgendwann fängt ein Mädchen an, ihr Notizbuch raus zu holen und singt ein Lied (entweder ein Popsong auf Tagalog oder Englisch – normaler Mainstream mit der starken Tendenz zum Love-Song) und alle anderen schließen sich einfach an. Wenn das Lied dann fertig ist, geht’s mit dem nächsten weiter … Und da sind Stimmen bei, da kann DSDS echt einpacken! Musik und Singen spielt ja ein total wichtige Rolle im Leben von Philippinos und jede und jeder, egal wie jung oder alt, singt. Wohlmöglich können die deshalb alle so toll singen, weil die das von Kindesbeinen an gewohnt sind und ständig praktizieren (Karaoke-Maschinen gibt’s für wenig Geld an jeder Ecke zu mieten, wenn man sich nicht schon selbst eine gekauft hat). Und so ging das nun den ganzen lieben Tag lang. Wir haben gewaschen und nebenbei wurde gesungen, andere haben sich unterhalten, andere wiederum Blödsinn gemacht usw. Ja, und bei denen kann man echt lernen mit der Hand zu waschen. Einige haben sogar ihr Waschbrett und Bürsten mitgebracht, ganz viele Waschwannen gab es natürlich zu essen. Manchen sind ganz fix und professionell, die Jüngeren brauchen ein wenig und haben noch nicht so richtig die Technik raus. Ein Mädchen (Lori) hat immer wieder ihre Sachen eingeseift und in eine Wanne getan und immer wieder das immer wieder mit den gleichen Klamotten gemacht, bis eine ältere das der Erzieherin sagt und die das nochmal genau erklärt und gezeigt hat. Wer nicht fertig wird, hat Pech gehabt, denn genügend Zeit ist da, sogar zum Trocknen. Als alle fertig waren, haben sich die meisten auf die Bänke und Tische gelegt (sah aus, wie Sardinen in der Dose, denn Philippinos können mit Distanz und Raum recht wenig anfangen). Andere haben sich einfach zusammen gesetzt und gequatscht.
Die meisten Mädchen sind sehr sehr offen und sehr kontaktfreudig und kommen von selbst auf einem zu, es geht dann eher darum, wer neben der „Neuen“ im Bus sitzen darf, wer am meisten mitbekommt von ihr usw. Ich bin ja so froh, dass ich soviel Tagalog verstehen kann, und die Kinder sind echt super Lehrerinnen, wenn es um das Sprechen geht. Manche haben sehr offen über ihre Missbrauchsfälle gesprochen, wann das erste Mal, von wen, wie die Familie dazu steht und was sie sich für die Zukunft wünschen. Wenn man sich die Mädels so anschaut, kann man das gar nicht glauben, was die in ihrem jungen Leben schon alles erlebt haben. Und die strahlen alle so und sind so fürsorglich und fragen ständig: Mam, are you o.k.?
Ich bin gar nicht zum Fotos machen gekommen, zumal ich auch nicht gleich beim ersten Treffen die Kamera auspacken wollte.
Der Tag hat mir so gut gefallen, dass ich beschlossen habe, so oft es geht, mit denen zu waschen.
Ich hätte ja nie gedacht, dass mit der Hand waschen soviel Spaß machen kann! Fotos von den Mädels gibt es ein anderes Mal.
Bis denn,
Eure Carmela