Alles andere als “Stille Nacht” …
Ich hatte vom 24.12. bis 04.01. frei so wie alle Angestellen hier auf den Philippinen. So bin ich zu meiner Verwandtschaft nach Manila am Morgen des 24.12. gefahren. Erstaunlicher Weise war der Bus sehr leer im Gegensatz zu denen, die in Richtung Norden (Baguio City) fuhren. Im Hause meiner Tante liefen schon die Vorbereitungen fuer den Abend, d.h. es wurde viel geschnibbelt, denn die Hauptmesse ist um 22 Uhr und anschliessend feiert zu Hause mit viel Essen und Feuerwerk. Gegen 21.30 Uhr bin ich mit meinen Tanten Richtung Basketball Court gegangen und ein paar Cousins haben Plastikstuehle fuer uns getragen, damit wir auf jeden Fall ne Sitzgelegenheit haben. Ich waere lieber in eine richtige Kirche gegangen, jedoch wollte ich nicht unabhaengig von den Verwandten die Messe besuchen. Es war sowas von enttaeuschend! Ausser, dass halt sehr viele Menschen da waren, was immer der Fall ist, wenn Messen sind, war null Weihnachtsatmosphaere waehrend des Gottesdienste. O.k., es wurden Weihanchtslieder gesungen, jedoch hoert man die ja schon seit September. Die Messe war in knapp einer Stunde vorbei und dann ging das Feuerwerk so richtig los. Schon den ganzen Tag lang wurde auf den Strassen rum geboellert. Ganz furchtbar! Mir fehlte total die Tiefe und vor allem geistige Nahrung an Weihnachten. Es war sowas von oberflaechlich. Aber das Gefuehl hatte ich schon waehrend der ganzen Adventzeit.
Generell ist die Art, hier Glaube zu leben, eher mechanisch, anerzogen und nicht reflektiert. Das Etikett katholisches Land ist nach meinen bisherigen Erfharungen leider Gottes nur ein Etikett und der Sitz im Leben ist nicht sonderlich klar. Fuer viele gibt der Glaube Halt aufgrund der schwierigen Lebensverhaeltnisse, und eine Vermischung mit dem Aberglauben, der noch tief verwurzelt ist, wird ganz natuerlich gelebt.
Meine Mutter sagte mir, dass in der Provinz Weihnachten anders gefeiert wird, und die Messen in den grossen Kirchen feierlich gestaltet sind.
Die neun Tage vor Weihnachten habe ich die sogenannte “Missa de Gallio” besucht. Das ist eine Form der Novene vor wichtigen religioesen Festen. Klassisch findet die Messe morgens zwischen 4 und 4.30 Uhr an. Ich war nur an den ersten beiden Morgen so frueh da, an den anderen Tagen habe ich die Messe am Abend besucht, denn ich habe den Tag nicht ueberstehen koennen, weil ich auch noch krank geworden bin und mich einfach ausruhen musste. Morgens wie abends ist es gleich proppe voll, und ich war immer ne halbe Stunde vorher da, um noch einen Sitzplatz zu bekommen. Alle haben so einen Wind um diese Novene gemacht, aber ausser eine normale Messe am fruehen Morgen oder Abend war es nichts Besonders. Und die meisten Philippinos haben das ganze als Sport betrachtet, moeglichst die neun Tage voll machen, als besonderes Opfer. Eine meiner Mitbewohnerin meinte, dass man einen Wunsch erfuellt bekommt, wenn man die neun Tage zur Messe geht. Da ich wunschlos glücklich bin, konnte ich das nun leider nicht ueberpruefen … Hehehe.
Also, meine Advent- und Weihnachtserfahrungen waren eher ernuechternd hinsichtlich der religioesen Bedeutung. Als Fiesta ist es natuerlich wie alle Feste hier auf den Philippinen erfahrenswert, weil die Familie zusammen kommt, und man den Flair ueberall spueren kann. Aber ich muss dies nicht nochmal erfahren. Fuer philippinische Weihnachten bin ich eindeutig nicht philippinisch genug, dass es mich erfuellt!