Olongapo City - Geschichte und fatale Folgen einer Stadt
Nach gut zwei Monaten hier in Olongapo möchte ich mal ein wenig über die Stadt selbst berichten. Ich habe schon einmal erwähnt, welche Bürde diese Stadt ertragen musste.
Wenn man in der Stadt unterwegs ist, zu Fuß oder im Jeepney, fallen einem besonders die sogenannten Halb-Filipinos auf, entweder sind diese besonders hell- oder eben sehr dunkelhäutig im Vergleich zu den reinrassigen philippinischen StadtbewohnerInnen. Die hellhäutigen könnten Westeuropäer sein, wogegen die dunkelhäutigen afro-amerikanisch aussehen, schon allein wegen dem Wuschelhaar (halt so Rasterlocken mäßig). Die Generation um die Dreißig ist besonders stark vertreten. Desweiteren begegnen mir so gut wie tagtäglich „weiße“ Menschen, die halt eben wegen ihres Hauttyps sofort hier auffallen. In den zwei Monaten sind mir bislang nur fünf weiße Frauen begegnet und unzählig viele weiße Männer, die meist in Begleitung von philippinischen Frauen waren. Besonders auffallend ist das in den Jeepneys, weil die aufgrund ihrer Größe ganz viel Platz benötigen, sehr stark schwitzen und eben typisch touristisch gekleidet sind (kurze Hose, ärmellose Shirts). Meistens sind es Australier, US-Amerikaner, Briten oder Iren. Bislang ist mir noch kein Deutscher begegnet.
In sämtlichen Reiseführer wird Olongapo neben Angeles City für Touristen empfohlen, wegen dem Nachtleben. Wenn ihr Olongapo City googelt, dann erscheint als fünftes Ergebnis „asiansex“. Auf dieser Seite wird ganz genau beschrieben, wie man vom internationalen Flughaben in Mahnila nach Olongapo City kommt. Wenn man sich die Seiten weiter anschaut, bekommt man Tipps über die Bars, Preise und den verschiedenen Mädchen, die dort arbeiten. Desweiteren über die Vorzüge, d.h. die verschiedenen Typen von Mädchen, worauf man achten sollte usw.
Seit dem zweiten Weltkrieg hatten die amerikanischen Staaten in Olongapo ihren größten militärischen Marinestützpunkt außerhalb des eigenen Landes (auch in Angeles City) aufgrund der strategisch günstigen Lage im Krieg gegen Japan und später gegen Vietnam. 12.000 US-Soldaten waren auf diesem Stützpunkt untergebracht. Und damit begann die Misere der Frauen in der Region. Innerhalb kurzer Zeit hat sich in der sogenannten „Subic Bay“ (eine Freihandelszone) eine Sexindustrie erschlossen, die ein Ziel hatte: ein Vergnügungspark für die Soldaten, nicht nur für diejenigen, die auf diesem Stützpunkt lebten, sondern tagtäglich kamen ab Mitte der 60iger Jahre Hunderte US-Soldaten, die an der Kriegsfront in Vietnam eingesetzt waren, um sich für ein paar Tage oder Wochen zu erholen und in Olongapo zu vergnügen. Zahlreiche Sexbars, günstige Stundenhotels, Bordelle entstanden von einem zum anderen Tag. Die Stadt kooperierte sehr eng mit der Navy. Zum Beispiel haben die Amerikaner eine riesige Klinik eingerichtet, die sich eigens der 16.000 Frauen und Mädchen, die in der Sexindustrie arbeiteten, widmete, um diese auf Geschlechtskrankheiten zu untersuchen und zu behandeln , um zu verhindern, dass die eigenen Soldaten angesteckt werden. Die Sexindustrie in der Stadt wurde schließlich zur einzigen Möglichkeit, eine Beschäftigung zu finden. Die Soldaten kümmerten sich recht wenig darum, dass die Bevölkerung die Leidtragenden waren. Nicht nur, dass das Geschäft mit dem Sex Familien regelrecht auseinander brachte, sondern der Vergnügungshunger der Männer öffnete dem Frauen- und Kinderhandel Tor und Tür. Schon Kinder im Alter von 8 Jahren wurden als Sexsklaven gefangen gehalten. Hinzu kam der starke psychologische Druck von Seiten einiger Kirchenvertreter und der Bevölkerung, die die Opfer als Sünderinnen darstellte, da sie es sind, die sich prostituiert haben.
In einem Land, das Nr. 1 hinsichtlich Korruption im asiatischen Raum ist – das 8. in der ganzen Welt – war und ist es wieterhin es sehr schwierig, auf amtliche Unterstützung zu setzen. Denn die Sexindustrie brachte verständlicher Weise auch die Stadt in einen wirtschaftlichen Aufschwung.
Tausende sogenannter Amerasiaten waren das Ergebnis der Vergnügungstouren der Soldaten. Als Halbwaisen war / sind sie benachteiligt, weil sie oftmals von der Familie bzw. den Muttern verstoßen wurden und als Straßenkinder sich durchschlagen, und somit wiederum Freiwild für Sextouristen werden. Halb-Filipinos sind oftmals Opfer von Rassismus, weil ihre Identität eben sehr dubios ist.
Mit dem Regierungswechsel 1991 wurde die Militärbasis geschlossen und die Amerikaner zogen ab. Sämtliche Bars usw. wurden geschlossen. Anstelle des Sexparks entstand in Subic Bay eine Industriezone, die 50.000 menschenwürdige Arbeitsplätze beschaffen konnte.
PREDA hatte in der Zeit der Marcos-Diktatur in den 80iger Jahren bereits solche Pläne im Geheimen versteckt, und mit dem politischen Wechsel konnten diese Pläne endlich umgesetzt werden. PREDA konnte sogar mit Hilfe von Frauenorganisationen und den Betroffenen Frauen hier in der Region eine Sammelklage im Namen der Kinder gegen die US-Regierung führen, so dass nach langem Kampf, über 2,5 Mio $ für diese Kinder bereit gestellt wurde, für Schul- und Ausbildung und Erwerbstraining für die Mütter.
Eine meiner OSY Mädchen, die seit vier Wochen hier ist, ist Halb-Deutsche. Die Mutter ist eine Bardame und der Vater eben ein deutscher Sextourist. Sie ist 12 Jahre und hat mir ganz stolz erzählt, dass sie auch Deutsche ist – und vom Aussehen ist sie viel viel deutscher als ich. Sie würde gerne ihren Vater kennen lernen, und sie vermisst ihn. Wahrscheinlich wird dies nie geschehen, und wahrscheinlich wird sie erst später akzeptieren, dass ihr biologischer Vater nur den einen Grund hatte, um hier auf die Philippinen zu kommen. Bislang habe ich hier auf den Philippinen keinen der Halb-Filipinos kennen gelernt, wo der Vater bekannt ist.
Nachdem die Sexindustrie drei Jahre lang geschlossen war, entstanden nach und nach wieder Bars und Bordelle, denn anstelle der Soldaten kamen nun die Touristen, und es scheint wie ein endloser Kampf zu sein. Denn die Arbeit mit dem hiesigen Bürgermeister bezüglich der Schließung der Sexbars ist mühsam. Zur Zeit gibt es Pläne, dass Donald Trump hier riesige Familienresorts aufbauen möchte, was ein Lichtblick wäre im Kampf gegen den Sextourismus und des Frauen- und Kinderhandels. Die jetzige Sexindustrie wäre ein Hinderungsgrund für diese Investition, denn familienfreundlicher Urlaub geht nicht zusammen, wenn sich ein paar Blöcke weiter Frauen und Kinder prostituieren.
Um es nochmal ganz deutlich zu machen: Jeder, der als Sextourist auf den Philippinen oder sonst in irgend einem unterentwickelten Land unterwegs ist, befürwortet aktiv die Kinderprostitution!!! Da hilft das Argument rech wenig, dass das Mädel volljährig ist, mit dem man sich eingelassen hat! Erstens ist das überhaupt nicht klar, zweitens unterstützt dieser aktiv das korrupte Establishment, hinter dem sich in der Regel ein ganzes Sexsyndikat verbirgt und Menschenhandel betreibt, und drittens ist es vor allem die Struktur und das System, was jeder Sextourist hier unterstützt!!! Jeder, der ein kurzes Abenteuer mit einer Filipina hat, nutzt die Armut und das Leid dieses Menschen aus und trägt zur Demoralisierung eines ganzen Volkes bei!!
Aber es gibt viele Erfolgsgeschichten im Kampf gegen die Kinderprostitution! Und das macht Hoffnung!