Mit Carmela unterwegs …

October 13, 2008

Father Shay ist wieder da!

Filed under: Projekttagebuch — Carmela @ 3:22 pm

… und alles ist ganz anders. Er ist in der Nacht auf Montag angekommen und war auch beim Morgen Meeting. Father Shay Cullen war die letzten vier Wochen in Europa auf “Tour”, hat ein paar Preise für PREDA entgegen genommen und die Organisation weiterhin promotet. Seit Dienstag spricht er immer ganz ganz klare Worte beim Meeting und machmal schimpft er auch richtig. Und er spricht so fließend Tagalog, dass es echt schon komisch wirkt. Jedoch ist der englische Einfluss ganz stark zu hören. Am 15.10. ist er 40 Jahre auf den Philippinen, da sollte man dann auch gut Tagalog können!

Bislang hatte ich nur Tür- und Angelgespräche mit ihm gehabt und eben e-mail Wechsel. Er liest wirklich die Wochenberichte aller 75 Mitarbeiterinnen und gibt Feedbacks dazu. Bin echt beeindruckt! Wir wollen uns mal treffen, wenn es was ruhiger geworden ist, weil im Moment noch eine Reise nach Bogota ansteht.

Bin mal gespannt, wie sich das noch alles so entwickeln wird hier. Mir gefällt diese deutliche Art an ihm.

Neue Mädchen bei PREDA

Filed under: Projekttagebuch — Carmela @ 3:19 pm

Seit Freitag Abend haben wir neue Mädchen im Zentrum (5 kommerziell sexuell Ausgebeutete und eine sexuell Missbrauchte), wobei eine vor eine Woche weg gelaufen ist und die Mutter sie nun wieder zurück ins Zentrum geschickt hat. Die Mädchen möchten, wenn sie ganz neu hier sind, in der Regel nach Hause, jedoch ist ihr Aufenthalt ein Beschluss des Gerichts oder des Sozialamtes, wo gegen sich auch die Eltern nicht wehren können. Nach ein wenig Eingewöhnungszeit geht es dann auch mit dem Heimweh, vor allem wenn sie Heimbesuche machen dürfen und die Familien sie im Zentrum besuchen. Manche möchten auch dann zu ihren Familien, obwohl sie von den Eltern in die Prostitution geschickt wurden. Für uns fehlt da jegliches Verständnis, jedoch die Mädchen sehen darin eine Möglichkeit, ihren Familien zu unterstützen. Wenn man sie nach ihren Wünschen fragt, dann kommt in der Regel die Antwort: Eine Arbeit zu haben, damit ich meiner Familie helfen kann. Zwei Mädels (14 und 16 Jahre) wollte nach Hause, um endlich zu arbeiten, damit sie ihren Familien Essen kaufen können. Wir haben denen dann erklärt, dass nicht sie als Kinder sich darum kümmern müssen, sondern dass es die Sorge und Verantwortung der Eltern ist, sich um die Familie zu kümmern. Und dass sie gefälligst schön weiter die Schule besuchen sollen. Denn je höher ihr Abschluss sein wird, desto eher können sie ihren Familien später, wenn sie erwachsen sind, helfen. Sie konnten das einsehen, jedoch sind viele Eltern nicht sonderlich kooperativ. PREDA versucht den Familien zu helfen, z.B. ein kleines Geschäft zu eröffnen (sowas wie einen Minikiosk). Der ganze Fair-Trade Bereich von PREDA hat nur den einen Zweck, gegen Armut zu kämpfen, indem gerade die arme Landbevölkerung dazu angeleitet werden, selbständig zu werden durch Handarbeiten oder Mango- und Bananenanbau zu fairen Preisen. Also, wer immer noch meint, dass Fair Trade nur eine gut gemeinte Idee ist, lebt leider in einer sehr beschränkten und arroganten Welt! Die Armut ist sowohl bei den Mädchen, wie auch bei den Jungen der Grund, warum sie entweder kriminell geworden sind oder sexuell ausgebeutet. Wenn ein Mädchen mal auf Heimatbesuch ist, dann fragen die Eltern oft: Hat PREDA dir Geld mit gegeben? Die Integration der Mädels wird in der Regel durch Familientherapien und Seminare für die ganze Familie vorbereitet. Manche Kinder wollen gar nicht zurück, weil die Situation zu schwierig ist. Ich bin in zwei Wochen mit der Gruppen von Mädels, die aus Manila kommt, unterwegs, wenn sie ihren Heimatbesuche haben. Das ist in Regel ein Besuch von ein paar wenigen Stunden zusammen mit einer Sozialarbeiterin, die die Situation zu Hause überprüft und sich mit der Familie unterhält.

October 10, 2008

Konferenz für kommerziell sexuell ausgebeutete Kinder (CSEC)

Filed under: Fotos, Projekttagebuch — Carmela @ 3:08 pm

Vertreterinnen und Vertreter unterschiedlicher Polizeistationen, Sozialarbeiterinnen, Frauenorganisationen haben an dieser Konferenz der Region Bataan (Nachbarregion von Zambales, zu der PREDA gehört) teilgenommen. Veranstaltungsort war hier im Zentrum. Eine höchste spannende Veranstaltung war das, mit Vorträgen am Vormittag und Workshops am Nachmittag. Ziel war, noch effektiver die kommerzielle sexuelle Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen zu bekämpfen.

Für mich anz neu und total interessant war der Vortrag über die rechtliche Lage von Menschenhandel jeglicher Art, die von einer Rechtsanwältin von UNICEF vorgestellt wurde.

Ein paar Fotos hier.

October 9, 2008

Fotos

Filed under: Fotos, Land und Leute — Carmela @ 3:35 pm

Hab ein paar Fotos ergänzt unter “Mein neues Zuhause”.

October 8, 2008

Internationaler “No Prostitution Day”

Filed under: Projekttagebuch — Carmela @ 3:12 pm

… war am Mittwoch. Wahrscheinlich bekommen wir von solchen Tagen nichts mit, weil es uns recht wenig betrifft. Einige der PREDA MitarbeiterInnen, 6 unsere Mädchen, die Erfahrung damit gemacht haben und ein besonderer Fall von Sexsklaverei waren in Manila. Ich selbst habe beschlossen, im Zentrum zu bleiben, wegen meiner Aktivität mit den Mädchen am Nachmittag. Ach ja, es waren auch noch die Jugendlichen, die durch Öffentlichkeitsarbeit PREDA promotet, z.B. durch Theateraufführungen. Diese Jugendliche (AKBAY) sind keine Betroffenen bzw. PREDA Home Jugendliche – nur vereinzelt, sondern die sind durch Aufklärungsarbeit in den Schulen zu dieser Jugendformation gekommen. Es gibt eine nationale und internationale Theatergruppe innerhalb von AKBAY. Letztere ist bereits durch Europa getourt und waren auch in Sydney beim WJT. Also, diese Jugendliche kommen aus anderen Lebensverhältnissen, als unsere Mädchen und Jungen im Zentrum. Bei solchen Events sind die natürlich dabei. Das war eine „Rally“ – so nennen die das – also eine lautstarke Demonstration, bei der die Jugendlichen Trommeln und alle möglichen Krachmacher mitgenommen haben und ständig „No Prostitution“ gebrüllt und dabei getanzt haben. Es waren knapp über 400 vor der City-Hall. Das ist nicht viel, was mich nicht gewundert hat, denn das Thema ist zwar offensichtlich, jedoch ist die Mentalität des Stillschweigens sehr groß hier.

October 6, 2008

Damit die Toten nicht verhungern

Filed under: Familie und Freunde, Fotos, Land und Leute — Carmela @ 2:57 pm

Am 6.10. wäre der Geburtstag meines Papas. Zu diesem Anlass wurde ein Gebet organisiert, zu dem dann ganz viele Menschen eingeladen wurden. Es wird besonders gekocht, dann betet man zunächst gemeinsam – d.h. Rosenkranz, und Mama hat der Vorbeterin Bescheid gegeben, dass es auf Englisch sein soll und nicht im Dialekt. Anschließend sitzt man zusammen und unterhält sich. Manchmal endet das auch in Karaoke und Spielen. So habe ich den Montag frei genommen, mich in den Bus gesetzt und bin die 7 Std. in die Provinz meines Vaters gefahren. Leider konnte ich nicht bis zum Abend bleiben, weil der letzte Bus nach Olongapo um 16 Uhr ging. Und damit auch der Verstorbene nicht verhungert, bekommt er kleine Schälchen und Becherchen vor sein Bild gestellt. Normaler Weise macht man diese Feier an dem Grab. Man stellt einen Pavillon vor das Grab und organisiert Essen und Trinken und bleibt den ganzen Tag am Grab. Das wird auch an Allerheiligen so gemacht. Da kann es auch passieren, dass manche im Halloween Kostüm auf dem Friedhof erscheinen.

October 5, 2008

Typisch Philippinisch

Filed under: Land und Leute — Carmela @ 2:52 pm

Kurz was zum Thema Schule. Die meisten gehen ja in öffentliche Schulen, entweder vor- oder nachmittags, weil die nicht alle Kinder unterkriegen vormittags. Während der Regenzeit hört man morgens immer Radio und wenn Sturmwarnung durch gesagt wird (Signal 1 ist mindeste für solche eine Warnung), dann schickt man die Kinder u. Jugendlichen nicht zur Schule, auch wenn das Unwetter erst am Nachmittag kommt. Das passiert z.Z. total oft. Wenn jedoch auf einmal das Wetter doch noch umschlagen sollte, schickt man die Kinder in die Schule. Es gibt natürlich auch zu wenige LehrerInnen. Wenn also ein Lehrer in der Grundschule (Klasse 1-6) mal nicht da ist, hat die Klasse schulfrei. Jeden Freitag wird die Schule geputzt, und zwar von den SchülerInnen. Irgendwie hab ich das Gefühl, dass schulerzieherisch die Kinder etwas hinter her sind. Allgemeinbildung ist ganz ganz schlecht hier und die meisten Menschen generell wissen zu wenig über die Grundlagen des Lebens (Erziehung, Gesundheit, Ernährung etc.). Zum Beispiel trinken Philippinos ca. bis zu 5 Gläser Flüssigkeit am Tag. Man stelle sich das mal vor! In einem subtropischen Land haben die sich auch schon daran gewöhnt, denn die sagen immer, sie hätten keinen Durst. Aber wundern sich ständig über Kopfschmerzen, allg. Unwohlsein usw. Dann geht man zum Arzt und hofft, dass dieser einem eine Tablette gibt gegen die Schmerzen.

Hinzu kommt die sehr schlechte Ernährung. Die Mehrheit ernährt sich falsch und schlecht. Schon morgens essen die auf süßgemachte Spaghetti bei Jollybee oder McDonalds. Das Gemüse ist in der Regel zerkocht und am liebsten isst man Fleisch, obwohl Fisch viel billiger ist. Typisch philippinisch ist, wenn man morgens getrockneten (und viel zu salzigen) Fisch mit Reis isst, evtl. noch mit nem Spiegelei. Kleine Babies trinken schon Cola und Coke Zero oder Light mögen die meisten nicht. Alles was super süß, super fettig und super weich zerkocht ist, mögen Philippinos. Manche essen morgens irgend ne Chips-Variante oder was sie sonst gerade an Ungesundem auf der Straße zu kaufen bekommen. Und es wird immer gegessen! Es dreht sich alles ums Essen!

Es ist nichts Verwunderliches, wenn der Fernseher hier morgens schon den ganzen Tag lang läuft. Witzig ist, dass selbst bei den Einheimischen, die in einfachsten Hütten wohnen, man den Fernseher oder die Musikanlage hört. Philippinos brauchen das, weil sie ja sonst kaum Entertainment und Abwechslung haben im Leben. Und die meisten haben ja auch die Zeit, denn entweder arbeitet man nicht, oder man hat sonst keine Freizeitbeschäftigung. Aber das kennen wir ja auch aus unserem Kulturkreis, dass das Fernsehen wo wichtig geworden ist. Die können überhaupt nicht verstehen, dass ich gar nicht gucke und mich auch überhaupt nicht für Serien, Shows usw. interessiere. Wenn man jegliche Art von Entertainment möchte, dann sind die Philippinen ein reines Schlaraffenland!

Das große Problem mit dem Müll. Es gibt eine noch viel zu schlecht verbreitete Verantwortung für die Umwelt. Es ist ja total dreckig auf der Straße und ganz normal, dass man seinen Müll aus dem Fenster schmeißt oder einfach auf der Straße. Meine Familie guckt mich immer komisch an und finden es uncool, wenn wir zusammen unterwegs sind, und ich sage, dass sie ihren Müll nicht auf der Straße fallen lassen sollen. Und wenn sie’s doch tun, hebe ich es auf, und das wiederum mögen die nicht, und die Kinder werden dann angemahnt, den Müll aufzuheben. Man bekommt für jede Kleinigkeit, die man kauft, Platiktüten, so ganz dünne und in verschiedenen Größen bis ganz ganz klein. Und die kosten nix, was das Problem ist. Mit Müll kann man wiederum Geschäft machen. Deshalb gibt es so viele Menschen, die auf den Müllbergen leben und arbeiten. Es wird generell schon getrennt und am Flughafen habe ich die ersten Mülleimern zum Trennen gesehen, jedoch ist kümmert das den normalen Menschen hier nicht. Generell ist man sehr uninteressiert, was im eigenen Land so geschieht – außer es dreht sich um Stars – sondern alles Ausländische ist gut und toll. Man würde eher das teurere importierte Produkt kaufen, als das lokal produzierte. Ich mache es genau andersrum – hehehe, denn alles andere kriege ich ja auch bei uns.

Dafür gibt es Sachen hier zu kaufen, von denen ich gar nicht wusste, dass es sowas geben könnte! Vieles ist sehr originell und natürlich den Lebensbedingungen hier entsprechend. Z.B. die Kreide gegen Ameisen. Denn Ameisen gibt es immer und überall, vor allem dort, wo Lebensmittel aufbewahrt werden. In meiner WG ist alles mit dieser Kreide markiert, das ameisenverdächtig ist – oh, da mach ich mal Fotos von. Das erstemal, als ich das gesehen hatte, hab ich mich gewundert, warum eine meine Mitbewohnerin einen Kreis mit Kreide auf dem Tisch gemalt hat, in dem was frisches zu Essen war. Dachte, die wollte das klar und deutlich markieren, weil es für mich war. Später habe ich dann erfahren, dass es die Ameisen abhält. Wie raffiniert.

Dann gibt es alles aus Plastik zu kaufen, was bei uns Holz oder aus sonst einem anderen Material besteht. Ob Kleiderschrank, Kommode, Regale und vor allem Stühle (Gartenmöbel nennen wir das), alles aus Plastik, weil es erstens sehr billig ist, und zweitens diese Dinger die Luftfeuchtigkeit widerstehen können. Die Sachen aus Holz vermodern sehr schnell, weil man sich auch nicht darum kümmert, die regelmäßig zu pflegen. Die meiste Zeit sitze ich auf Plastikstühlen und auf Dauer bekomme ich bestimmt Haltungsschäden.

October 4, 2008

Wertevermittlung für die Mädchen

Filed under: Projekttagebuch — Carmela @ 2:38 pm

Es ist schon was länger her, dass ich was geschrieben habe. Das liegt daran, weil ich seit dem 4.10. täglich nachmittags eine activity habe für die Mädchen. Zunächst sind es die sogenannte OSY (out of school) Mädchen, die nicht mehr oder noch nicht wieder in die Schule gehen. Sie sind in der Regel „commercial sexual exploited children“ (kommerziell sexuell ausgebeutete Kinder bzw. Jugendliche, die entweder in Bars, Bordells oder für die Pornoindustrie als Sexklaven gearbeitet haben). Eine ist 14 und schwanger, eine andere redet überhaupt nicht bzw. kaum, und eine andere ist gerade dabei, von den Drogen weg zu kommen. Die verantwortliche Projektkoordinatorin hatte mich gebeten, denen eine Werte-Vermittlung zu geben. Dabei muss ich bei der Vorbereitung immer berücksichtigen, dass die schwer zu motivieren sind, und es nicht gewohnt sind, konzentriert inhaltlich zu arbeiten. Deshalb mach ich die Aktivität immer sehr praktisch orientiert und mit ganz vielen gruppendynamischen Spielen zwischen durch. Davon mal abgesehen, können es täglich immer andere Jugendliche sein neben den OSY Mädels, weil die anderen auch teilnehmen, wenn z.B. keine Schule ist (wegen Unwetter und Regen) oder jemand eine Anhörung morgens hatte oder andere wiederum Arzttermine hatten. Also es sind eigentlich nur 5 OSY girls, aber ich hatte auch schon einen Nachmittag mit 26 Mädchen. Das macht es wiederum auch was schwer, weil ich nie wirklich anknüpfen kann, weil ja nicht immer alle alles mitbekommen. Es macht aber total viel Spaß! Die Mädels aus derMeistens ist eine Erzieherin dabei, so dass die bei Verständnisproblemen übersetzten kann. Ich selbst spreche überwiegend deutsch mit Ausdrücken auf Tagalog. Wenn ich persönlich mit einem Mädchen spreche, ist es primär Tagalog.

Es ist interessant, das manche Spiele, die wir hier so kennen, total schwierig sind, mit denen zu spielen (z.B. das mit den Schenkel klopfen im Stuhlkreis), wiederum andere (Flasche auf und zu), die ganz schnell die Lösung raus haben. Faszinierend!

Vormittags besuche ich den nichtschulischen Unterricht der Jungs. Mein Wunsch ist jedoch, mit denen spielpädagogisch was zu unternehmen, denn aufgrund des Personalmangels, haben die zu wenig Aktivitäten und machen dann so ein Unfug, dass sie abends auf den benachbarten Friedhof gehen und ein Gittertor klauen und das mit ins Zentrum bringen; oder noch schlimmer, heimlich Schnüffeln gehen. Wahrscheinlich werde ich auch was Papierkram machen, denn die Sozial-arbeiterInnen nicht mit den Berichten nachkommen.

Es gibt also noch viele Möglichkeiten für mich hier.

October 3, 2008

Alltag

Filed under: Fotos, Land und Leute — Carmela @ 3:44 pm

Im Bereich Fotos habe ich mal ein paar Eindrücke von meinem neuen Zuhause rein gestellt. Fotos von draußen kommen noch. In der Regel stehe ich so gegen 7 Uhr auf und bin zwischen 7.45-7.55 Uhr im PREDA Zentrum. Da es in den letzten Tagen wenig oder gar nicht geregnet hat, komme ich meistens Schweiß gebadet dort an, wobei mir diese Vaviante lieber ist, als dass ich vom Regen und dem Kanalisationswasser schmutzig und nass meine Arbeit beginne. Wenn das jedoch der Fall sein sollte, dann wasche ich mir im Zentrum zunächst die Beine und Füße und gönne mir eine Desinfektionskur. Seit ich hier bin, trage ich immer nur Flip-Flops, auch wenn es so stark regnet, denn ich habe keine Lust, mir die Schuhe so schmutzig zu machen und ständig zu waschen, außerdem, ist es unangenehm in nassen Schuhen den ganzen Tag zu verbringen. Und Füße kann man leicht waschen und trocknen schnell. Davon mal abgesehen, ist es einfach zu warm für feste Schuhe. Einmal hat es morgens schon so stark geregnet, dass die meisten Mitarbeiter in Sportsachen zur Arbeit kamen und total durchnässt von oben bis unten. Wir sahen alle aus, wie Straßenkinder. Man passt sich halt den Witterungsverhältnissen an, und bei sintflutartigem Regen macht es keinen Sinn, normale Sachen zu tragen. Meistens komme ich gegen 18 Uhr bei mir zu Hause an, weil ich noch ein paar Einkäufe anschl. erledige. Dann ist es auch schon stock duster. Jeden Tag wird es um die gleiche Zeit dunkel (ca. 18 Uhr), dafür ist es morgens ab 5 Uhr schon hell. Alles fängt hier sehr früh an und selbst in der Nacht hat man das Gefühl, dass die Stadt nie schläft. Die Tricycle und Jeepneys fahren 24 Std. lang und ständig hört man die auf der Straße.  Nachts krähen immer irgendwelche Hähne in der Nachbarschaft und neuerdings stellt ein Geflügel Verkäufer seine Hähne vor 7 Uhr vor unseren Haus in einzelnen Käfigen entlang der Straße auf. Als er das das erste Mal gemacht hat, hab ich mich morgens so gegen 6.30 Uhr gewundert, warum das Gekrähe der Hähne so laut ist, bis ich dann aus dem Fenster geguckt habe, und die prachtvollen Hähne unten vorm Haus entdeckt habe. Bei Gelegenheit mache ich davon auch mal Fotos. Alles läuft hier was langsamer und man braucht für alles ganz viel Zeit, vor allem, wenn man durch die Gegend fährt. Ein Bus braucht für die Strecke von ca. 300 km 7 Stunden! Es gibt hier auf Luzon nur wenige Autobahnen und der Rest ist Landstraße. Was bei uns in Deutschland die Züge sind, wird hier von den Bussen erledigt. Man stelle sich das so vor, dass ab 4 Uhr morgens jede Stunde bis 8 oder 9 abends Busse nach Münschen fahren. Man reserviert nicht, denn das gibt’s für Busse nicht, und zahlt entweder am Schalter oder im Bus selbst. Bislang habe ich nur eine Zugstrecke entdeckt, und zwar die innerhalb von Metro Manila.

Ach, ja, übrigens hat das Weihnachtsgeschäft hier schon seit Wochen begonnen. Und das ist hier echt heftig! Auf Pop gemachte Weihnachtslieder internationaler Art laufen hier den ganzen Tag in den Geschäftigen vor allem in der Mall. Wenn man abends mit dem Bus unterwegs ist, fährt man ständig an kleinen Geschäften vorbei, die weihnachtl. Leuchtsachen der kitschigsten  Art verkaufen. Am Wochenende habe ich die ersten Plastik-Weihnachtsbäume zum Kaufen gesehen. Und auf dem Weg zur Toilette von Chowking steht auch schon einer in Festbeleuchtung! Am Anfang der Straße, in der ich wohne, hängt zwischen den Elektromatsten der Schriftzug: Happy Christmas and a Happy New Year! Die leuchtet nur oder noch nicht. Und wenn ich den Mädels bei PREDA vorschlage, gemeinsam ein Lied zu singen, wollten die Weihnachtslieder singen, eine sogar “Silent night, holy night” (Stille Nacht, heilige Nacht). Da hab ich jedoch abgewunken, denn das ist dann definitiv zuviel des Guten. Bin mal gespannt, wie man hier in Weihnachtsstimmung ohne Kälte kommt. Den ersten Weihnachtsmann (hier Santa Claus genannt) hab ich auch schon auf nem Balkon erspäht, so richtig, wie wir ihn bei uns kennen. Der ist der einzige, der dick hier angezogen ist. Wahrscheinlich gibts im Advent ganz viel Sprühschnee in den Geschäften. Is schon komisch, dass die das komplett adaptiert haben und der Westen mit unserer kalten Weihnacht das echt in die weite Welt transportiert haben, so dass die Menschen denken, dass das so sein muss. Nikolaus wird hier übrigens nicht gefeiert, obwohl sie den Weihnachtsmann Santa Claus nennen. Man kennt den Hl. Nikolaus überhaupt nicht.

Irgendwie ist mein Tag immer viel zu kurz bzw. ich hab das Gefühl, dass mir was Zeit fehlt. Vor allem, wenn ich Wäsche waschen muss. Wir sind echt gesegenet mit unseren ganzen Maschinen. Ich könnte meine Wäsche in eine Reinigung bringen, jedoch traue ich der nicht so recht, ob die Sachen wirklich richtig gewaschen werden oder nur oberflächlich und dann nur in gutriechendem Zeug eingetaucht wird, so dass es frisch riecht. Diejenigen, die es sich leisten können, haben jemanden, der für sie wäscht. Das kostet natürlich nicht viel und spart Zeit. Aber ich wollte die volle phil Dröhnung haben und werde fleißig meine Wäsche mit der Hand waschen. O.k., hin und wieder wäscht die Haushaltshilfe meiner Mutter meine Sachen, wenn ich sie am Wochenende besucht habe, vor allem die langen Sachen (Hosen) gewaschen. Denn das ist echt Arbeit. Am liebsten wasche ich am Fluss, weil das viel schneller geht und man die Wäsche direkt zum Trocknen auf der Wiese oder irgendwo am Zaun aufhängen kann. Meine Mitbewohnerin, Heidi, tut mir so leid, denn die muss für’s College ja Uniform tragen, und die ist weiß, so dass sie jeden zweiten bis dritten Tag wäscht. Sie ist 22 Jahre und studiert auf Krankenschwester. Das ist hier ein Fachstudium von 4 Jahren. Nebenbei arbeitet sie auch noch. Alle, die arbeiten oder die Schule bzw. Studium besuchen haben nicht viel Zeit für Freizeit, wie wir es kennen und genießen können.

Ja, das ist mal so in groben Zügen, wie das Leben so alltäglich aussieht.

Liebe Grüße, Eure Carmela.

October 1, 2008

Was für einen Feiertag haben wir Heute?

Filed under: Fotos, Projekttagebuch — Carmela @ 2:46 pm

Als ich Anfang der Woche beim Morgen Meeting erfuhr, dass am 1. Oktober ein Feiertag ist, dachte ich mir, dass es einer der vielen religiösen ist, vor allem Nationalheilige werden hier gefeiert. Deshalb haben Angestellte auch nur ca. 15 Tage Urlaub im Jahr. Nachem ich dann mal nachgefragt habe, was wir denn für einen Heiligen am 1.10. feiern, wurde ich nur mit großen Augen angeschaut und man sagte mir: “Der Ramadan ist zu Ende!” Wie kommt es, dass in einem Land mit über 80 % Katholiken und solch einer starken Präsenz der Kirche in der Öffentlichkeit, die Regierung solch einen Feiertag einrichtet, an dem auch noch alle frei haben?! Der Beginn des Ramadan ist ebenfalls Feiertag. Ich bin dafür, dass in einem so weitentwickelten und anscheinand aufgeklärten, fotschrittlichen, offenen Land wie Deutschland der Beginn und das Ende des Ramadans als offizielle Feiertage erklärt werden, statt dass man darüber diskutiert, ob nun in Ehrenfeld eine Moschee gebaut werden soll oder nicht.

Heute arbeitet also auch keiner im Zentrum außer natürlich die SozialarbeiterInnen und ErzieherInnen, die Dienst bei den Kindern und Jugendlichen haben. Ich habe mich entschieden, dass ich Heute mit den Mädels ins Schwimmbad gehe, denn mit den Jungs habe ich automatisch viel zu tun, weil die ständig im und um das Bürogebäude schwirren. Und viele ihrer Aktivitäten auch dort statt finden. Schwimmen trotz Regen ist ganz normal hier. Die älteren Mädels hatten vor Ort zunächst noch für ne Stunde eine gemeinsame Sitzung bezüglich des Miteinanders, sowohl untereinander als auch mit den Erzieherinnen, während die jüngeren schonmal Schwimmen durften. Die Erzieherinnen und Sozialarbeiterinnen haben dann anschl. alle Karaoke gesungen, denn dort gab es eine Maschine, in der man für 5 Peso (7 Cent) ein Lied singen konnte. Die Lautsprecher schallen dann über den ganzen Platz. Wir hatten alle echt super Spaß gehabt und es ist einfach toll, mit den Mädels in Kontakt zu kommen, sich zu unterhalten, zu versuchen, einigen das Schwimmen beizubringen usw. Mittlerweile werden mir die Namen auch vertrauter, denn das ist sowas von wichtig. Immer, wenn ich die sehe, frage die sofot, ob ich denn noch weiß, wie sie heißen - bei den Jungen ist es das gleiche. Aber innerhalb von 2 Wochen 80 Namen daruf zu haben und noch die der ganzen MitarbeiterInnen ist nicht so einfach.

Übrigens hat jemand gefragt, was ich denn am Wochenende gemacht habe. Ich war in Manila, weil meine Mutter dort für ein paar Tage ist. Außer ganz viel geschwitzt habe ich nicht sonderlich viel gemacht. Ja, noch ein wenig Schlaf nachgeholt, mich in der Mega-Mall aufgehalten, um mich abzukühlen. Die Stadt ist ein reiner Ozon- und Smog-Tiegel!

Ich schwitze für ganz Deutschland mit und kann mir 6 Grad z.Z. nicht vorstellen!

Liebe Grüße Euch allen!

Fotos vom Tag.

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