Wasch- und Wartetag
Heute Morgen vorm täglichen Meeting habe ich fast das gleiche erlebt, wie Gestern, mit dem Unterschied, dass ich jetzt weiß, wie man das ein wenig voran treiben kann …
Nachdem ich um 8.ß4 Uhr gestempelt habe – ich wollte mal ausprobieren, was passieren wird, wenn ich nach 8 stempel -, ging ich am Büro von PREDA Fair-Trade vorbei – das sich hinter Glas befindet und man alles mitbekommt, und sah, wie von drei Büros die Mitarbeiter eifrig ihre Zeitung am Lesen waren. Ich habe mich neben meinen Koordinator auf die Couch gesetzt und gefragt, ob Heute kein Morgen-Meeting sein. Er hat dann seine Zeitung weggelegt und gesagt: „Los, lasst und mit dem Meeting anfangen!“ Sofort haben einige andere ebenfalls gesagt: „Ja, lasst uns Morgen-Meeting machen!“ Wenn das so einfach, dann weiß ich ja jetzt Bescheid … Man muss nur die richtigen Leute ansprechen, und dann geht’s wohl recht zeitig voran.
Dafür war das Meeting selbst ganz anders als Gestern. Sir Lex Hermosa – Mitbegründer von PREDA und Programm Direktor – war nämlich irgendwann auch anwesend (er kam verspätet, so ca. 8.30 Uhr) und hat sofort die Moderation an sich gerissen, obwohl mein Koordinator dran war. Ganz interessant war die Info, dass Ende September sich in Manila Misereor Philippinen trifft, um einen Vorschlag von Fair-Trade Prinzipien zu erarbeiten, der weltweit gelten soll.
Nach dem Vorlesen der Schrifttextes auf Englisch und Tagalog hat Sir Lex (so nennen ihn alle, richtig heißt er Alex mit Vornamen) selbst die Gedanken dazu formuliert, das ging in Richtung Auslegung und Bedeutung für heute.
Ich bin mal gespannt, wenn Father Shay Cullen wieder zurück ist und dann die Meetings ablaufen.
Um 09.30 sollte es dann mit den Jungen zum Waschen gehen. Wir warteten also alle draußen auf den Bus mit samt dem Mittagessen und der schmutzigen Wäsche… und warteten und warteten. Mir war schon klar, als man mir 09.30 Uhr sagte, es niemals zu dieser Zeit kommen würde. Ich hätte so auf 10 Uhr getippt. Um 10.30 Uhr kam dann die Info, dass der Bus anderswertig im Gebrauch war. Um 11.30 Uhr als die Jungs schon am Nörgeln waren, dass sie Hunger haben und ihre Zwischenmahlzeit (Kekse) bekamen, erhielten wir die Infos, dass der Fahrer das Öl wechseln ist. Um 12.30 Uhr beschlossen dann die beiden Tutoren, dass wir mit den Jungs erst einmal nach oben in Richtung Heim gehen und dort auf dem Dach des Wasserspeichers zu Mittag essen. O.k., gesagt, getan! Als wir um 13 Uhr nach unten gingen, war der Fahrer selbst noch beim Mittagessen und wir warteten wieder. Doch dieses Mal nur 30 min. Also, mit 4 Stunden Verspätung sind wir dann endlich die 40 Minuten zum Fluss gefahren. Da nicht mehr soviel Zeit war, um alles gründlich zu waschen – ich sowieso nicht weiß, wie man überhaupt gründlich die Wäsche mit der Hand waschen kann – musste alles ziemlich schnell gehen. Die Jungs waren so was von schnell, weil sie ja unbedingt anschließend noch Schwimmen und ein ausgiebiges Bad nehmen wollten – es wurde sich mit der gleichen Seife gewaschen, die man auch für die Wäsche benutzt hat – das ist viel sparsamer. Ich würde dies jedoch nicht tun, denn die Waschseife ist nicht für die Haut gedacht. Aber so Jungs, die sehr wenig was mit Hygiene am Hut haben, machen da keinen Unterschied, Hauptsache es ist was zum Waschen. Um 16 Uhr sind wir dann wieder zurück gefahren und haben einen kurzen Zwischenstopp gemacht, und zwar im PREDA Heim für die älteren Jungen, die dort Trainings bekommen für bestimmte Fähigkeiten (Anbau, Reparieren). Dieses Außenheim ist sozusagen das letzte Training bevor sie PREDA ganz verlassen.
Kurz vor 17 Uhr waren wir wieder hier, und ich habe meine Wäsche unter’s Dach gehangen. Wusste gar nicht, dass da oben noch was ist. Man hat von da aus einen super Ausblick auf das Meer. Später mal ein paar Fotos dazu.
Ich werde Heute Abend meine Berichte von Gestern und Heute schreiben, denn Morgen ist ja Abgabetag. Da ich mich gestern Abend aus meinem Zimmer ausgesperrt habe und dabei den Schlüssel drinnen gelassen habe, konnte ich nicht mehr rein. Es waren auch schon weit nach 22 Uhr und die Key-Managerin (Schlüssel-Verwalterin) war zu Hause und hatte keine Möglichkeit ins Zentrum zu kommen, was ich auch nicht gewollte hätte, da Arjay mir gesagt hat (er ist sowas wie ein Night-Guard und schläft mit einem anderen Jungen vor der Eingangstür auf einem Bambusbett), dass ich einfach im Zimmer 4 schlafen könnte, weil das leer und offen war. So habe ich also einfach auf nem Bett ohne Bettbezug, Kissen oder Decke geschlafen. O.k., Decke, brauche ich ja nie, aber en Kissen und Bettbezug habe ich schon vermisst und die Zahnbürste. Jetzt bin ich immer ganz achtsam mit dem Schlüssel mitnehmen. Morgen Nachmittag werden Sheila – die Guest Relation Officer (Kontaktperson für die Gäste) nach nem Zimmer suchen, denn ich habe nämlich keine Termine, außer Morgen-Meeting. Werde Morgen Vormittag weiter an meinen Berichten arbeiten und dann schauen wir weiter.
Die Mädchen hatten Heute übrigens Family & Reltives Day, der bis Morgen geht. PREDA organisiert regelmäßig solche Treffen – auch für die Jungen -, zu denen die Verwandten, vor allem die Eltern kommen sollten. Deshalb sind schon Gestern Nachmittag Eltern mit ihren Kindern angereist und haben im Gästetrakt übernachtet, weil die von weiter weg kommen (z.B. Manila), und PREDA den größten Teil der Kosten übernimmt. Neben familiendynamischen Aktivitäten, erhalten die Eltern Seminare über Erziehung, Familienwerte, und es finden Einzelgespräche der Therapeuten mit dem Mädchen und den Eltern statt - in der Regel sind es Mütter und Großmütter, habe kaum Männer gesehen. Heute Abend war dann noch ein Programmpunkt, wo es ganz laut und musikalisch zuging.
So, jetzt muss ich noch was schreiben.
Euch wünsche ich im mittlerweile kalt gewordenen Deutschland alles Gute!
Eure Carmela.