In der Provinz
Seit dem 10. sind meine Mutter und ich in der Provinz, fast im Norden von Luzon, in Agoo, La Union, das Heimatstädtchen meines Vaters. Die nächst größere Stadt ist Baguio City mit einem milden Klima, so dass hier die „Reichen und Schönen“ gerne ihren Urlaub verbringen.
Heute ist der erste schöne Tag, den ich hier erlebe, da es bislang nur gestürmt und geregnet hat. Es ist dafür nicht so schwül warm, sondern recht angenehm (ca. 26 Grad), jedoch finde ich den Dauerregen etwas nervig, da es schwierig ist, überhaupt raus zu gehen. Komplett nass wird man immer und wenn wir z.B. in der Stadtmitte waren, dort, wo ein großer Markt ist, müssen wir uns alle die Füße und Beine gut waschen und anschl. desinfizieren, da das Wasser, was nicht abfließt u.a. aus der Kanalisation kommt. Wenn es sehr stark regnet oder stürmt, haben die Kindern der Grundschulen schulfrei.
Mein mobiles Internet-Modem funktioniert hier in der Provinz wie zu den Anfängen des Internets … so was von langsam. In der Regel kann nur eine Anwendung geöffnet werden, um vernünftig arbeiten zu können. Internet-Cafés gibt es zwar hier, jedoch schließen die um 19 Uhr, und da um diese Zeit fast kein Mensch mehr auf der Straße ist, vor allem bei Unwetter, übe ich mich in Geduld und genieße das Leben hier auf der „Verceles-Ranch“. Alle Kinder meiner Großeltern väterlicherseits haben hier ihre Grundstücke. Einige Freunde meines Cousins sind jeden Tag hier und da mein Onkel aus den Staaten die meiste Zeit hier verbringt, wird das getan, was Filipinos am liebsten tun: Trinken, Karaoke und Mayong-Spielen. Da keine dieser Aktivitäten zu meinen liebsten gehören, schaue ich einfach nur zu, unterhalte mich – sofern der Promille-Pegel meiner Gesprächspartner dies noch zulässt – und lese und lerne Tagalog. Ich genieße es, hier einen regelmäßigen Rhythmus zu haben: schlafen zwischen 23 und 24 Uhr, aufstehen gegen 7 Uhr, Wenn das Wetter es zulässt, gehe ich jeden Tag nach dem Frühstück zum Markt und schaue, was zu Mittag und Abend gekocht werden könnte. Es gibt fast jeden Tag Fisch oder irgend etwas aus dem Meer, da dies am günstigsten ist. Mein Favorit ist natürlich Tintenfisch, jedoch meinte meine Mama, dass wir das nicht jeden Tag essen können. 1 kg Tintenfisch gibt es für 150 php (2,23 €) und einen Gefrierbeutel voller Dilis – das sind ganz kleine Fische, die getrocknet sind und man kurz in der Pfanne zubereitet - bekommt man für 20 php (0,29 €). Reis ist jedoch teuer geworden, so wie alle Grundnahrungsmittel auf der ganzen Welt. Den günstigsten bekommt man für 28 php (0,41 €) das Kilo.
Heute war ich beim Friseur zum Haare schneiden und „special treatment“ (spezielle Behandlung), was das dicke philippinische Haar sanft weich macht. Allein die Behandlung dauert ne Stunde, mit spezieller Spülung, die anschl. mit nem Glätteeisen ins Haar „eingebrannt“ wird, mit Kopf-, Nacken- und Rückenmassage und Fönen und nochmal Glätten. Da es ein neuer und moderner Friseur-Salon war, gab es keinerlei Wartezeiten, denn so viele Angestellte arbeiten dort und sind dazu sehr fix und wie überall hier sehr service- und kundenorientiert. Meistens sind es die sogenannten „Bakla“ (exrem feminin aussehende Männer) und „Tomboy“ (Frauen, die wie Männer aussehen und sich kleiden), die einem bedienen.
Ansonsten lebt es sich hier in Agoo sehr angenehm entspannt, denn schon allein die frische Luft macht das Leben einfacher hier.
Ich fiebere den Montag entgegen, da ich dann nach Olongapo City fahren werde, um mich dann endlich bei PREDA vorzustellen. Bin ziemlich gespannt, wie alles dort so wird.
Euch alles Gute und ein schönes Wochenende,
Eure Carmela.