Ich erwähnte ja schonmal, dass christliche Feste hier eine sehr große Bedeutung in der Kultur von Philippinos haben. So ist das vor allem mit Allerheiligen und Allerseelen. Die Kinder und Jugendlichen haben eine Woche vorher Ferien bis kurz nach Allerseelen (gilt auch für die College Studierende). Allerheiligen ist sehr tief hier bei den Menschen verwurzelt, denn es ist auch ein Familienfest. Besuche auf dem Friedhof kennen wir ja auch. Der Unterschied hier ist, der Friedhof ist schon ab dem 31.10. Aufenthaltsort für die ganzen Familien. Die MitarbeiterInnen von PREDA konnten schon ab dem Freitag frei nehmen, vor allem diejenigen, die in ihre Provinzen fahren wollten, haben das in Anspruch genommen. Die Solidarität mit den toten Familienangehörigen ist so groß, dass auf dem Friedhof richtig gefeiert wird. Viele Händler stellen schon während der Woche ihre Stände auf und um die Friedhöfe herum auf. Dadurch dass die Gräber hier oberhalb der Erde sind (rechteckige Betonkäste, oft Mausoleum) wird das mitgebrachte Essen, Getränke, Bilder der Verstorbenen etc. dort aufgestellt und man feiert bis Sonnenuntergang (gegen 17.30 - 18.00 Uhr). Durch den Einfluss von Halloween erscheinen auch viele - vor allem Kinder und Jugendliche - in ihren Kostümen auf dem Friedhof. Familienangehörige, die in den Städten leben fahren oder fliegen - wenn sie die Möglichkeit haben - weit in ihre Provinzen, um die die Verwandtschaft wieder zu sehen. Allerheiligen ist also nicht nur ein “Wiedersehen” mit den Toten, sondern auch ein Wiedersehen mit all den Familienangehören, die man oft sehr selten sieht.
Meine Familie in Manila geht dieses Jahr nicht auf den Friedhof, weil’s einfach zu voll ist. Zehntausende Menschen sind unterwegs und die Strassen sind voll und das Verkehrschaos spitzt sich an den beiden Tagen zu. Hinzu kommt, dass meine Tante am 1.11. Geburtstag hat, deshalb feiern wir zu Hause.
So bin ich also während der Halloween Party in PREDA zur Busstation und habe so eben den letzten Bus nach Manila bekommen. Dadurch, dass eben sehr viele schon unterwegs zu ihren Familien waren, kann man sich das ein wenig vorstellen, wie voll die ganzen Fortbewegunsmittel sind. Es war also kein Platz mehr frei im Bus, aber weitere Menschen - u.a. ich - wollten nach Manila. Nein, man sagt dem Fahrgast nicht, dass es nicht mehr möglich ist, weil alle Plätze besetzt sind, sondern man lädt sie ein, einfach mitzufahren. Dann steht man halt im Mittlegang oder setzt sich auf die Stufen beim Einstieg. Da ich glücklicherweise nicht die aller Letzte war, hat mir der Busfahrer den Platz auf der Plastiktonne angeboten, der sonst als Mülleimer benutzt wird, direkt neben dem Fahrer. Das ist doch besser als 3 Stunden lang zu stehen, ne?! Ich musste nur aufpassen, dass ich den Fahrer beim Lenken und Schalten nicht immer behindert habe, aber der Fahrer war sehr freundlich, und hat mich zwischen durch immer wieder gefragt: “Mam, are you o.k.?” (”Geht es Ihnen gut?). Philippnische Busfahrer sind ja regelrechte Kamikazee-Fahrer. Ich wollte gar nicht die ganze Zeit auf die Straße schauen, denn das macht einem echt Angst, wie überholt wird, eingefädelt, mit 100 durch die Ortschaften, ständiges Hupen und Abblendlicht immer wieder anmachen, um andere auf sich aufmerksam zu machen usw. Hui! Ich bin ja nun kein Mäuschen hinterm Steuer, aber das is echt a little bit too much! Gott sei Dank bin ich bislang immer heile überall angekommen!
Ich habe mich für das Wochenende in meinem Stammhotel (super Service und sauber, super preiswert!) eingecheckt, weil ich mich bei meiner Tante zu Hause vor allem jetzt über die Feiertage nicht wirklich erholen kann, zu viele Menschen, die zu lange zu laut sind. 